Die Wahl einer Mätresse war ein öffentliches Schauspiel, das nach bestimmten dramaturgischen Regeln ablief. Jeder der Beteiligten hielt sich an seine Rolle. Der Fürst machte keinen Hehl aus seiner Leidenschaft. die Dame musste zunächst die Spröde spielen; denn eine Festung die sich schon beim ersten Angriff ergab, brachte dem Eroberer wenig Ruhm ein. Der Fürst verdoppelte seine Anstrengungen und erreichte damit, dass ihm seine Auserwählte nach und nach einige Freiheiten gewährte. Die Rolle schrieb der Dame nun vor, dass sie so tat, als ob ihre Liebe zu dem Fürsten nicht länger zu bezwingen vermochte. Schritt für Schritt wich sie vor seiner Werbung zurück und gab am Ende ihre Tugend preis. Eine kluge Mätresse verbarg möglichst lange , dass sie an so etwas Profanes wie den Erwerb irdischer Güter dachte. Sie ließ höchstens durchblicken, womit der Fürst sie erfreuen könnte. So gab sie ihrem Liebhaber Gelegenheit, sich als großzügig zu erweisen - und Großzügigkeit gehörte zu seiner Rolle. | ||